Vorwort

Horseshoe Bend

Der Ursprung der Reise von mir und meiner Frau Angelika liegt über 40 Jahre in der Vergangenheit. Ich las damals «Der Sonnentempel» mit Tim und Struppi. Tim rettete Professor Bienlein, Kapitän Haddock und sich selbst vor dem Tod durch die Inkas, indem er die bei der Sonnenfinsternis verschwundene Sonne wieder zum Vorschein brachte (Der Sonnentempel). Diese Geschichte liess mich nicht mehr los und immer, wenn ich über einen Artikel über eine Sonnenfinsternis stolperte, las ich ihn mit grosser Faszination. Im Jahre 1999 war es dann so weit: ich machte mich mit meinem Freund Christian Schmid nach Deutschland zur Zentrallinie der Sonnenfinsternis auf. Damals hatten wir kaum geschlafen und waren in eine Polizeirazzia geraten. Trotzdem waren wir zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Leider spielte das Wetter nicht mit und es war mittags um halb zwei einfach nur stockdunkel. Das allein war schon dermassen überwältigend, dass für mich feststand, dass ich die Korona, der eine Million grad heisse Strahlenkranz der Sonne, irgendwann sehen musste. Die Korona ist nur bei klarem Himmel und bei einer totalen Finsternis zu sehen, partielle und Ringfinsternisse taugen nicht dazu. Teils im Scherz, teils ernsthaft sagte ich Christian schon kurz nach unserem Erlebnis 1999: am 21.8.2017 in Nordamerika!

Im Jahr 2008 brachte mich schliesslich mein Freund Bruno Wyss zum ersten Mal in den Kontakt mit der Pokervariante Texas Hold’em. Ich war sofort Feuer und Flamme für dieses unglaublich vielseitige Spiel und gewann gleich mein erstes Turnier im Grand Casino Bad Ragaz. Zu dieser Zeit war mir noch gar nicht bewusst, wie viel Ausdauer, Können und Glück bei diesem Spiel erforderlich sind um langfristig erfolgreich zu sein. Wir konnten zu jener Zeit sehr viel Erfahrung bei Live Turnieren sammeln, da Pokern in Öffentlichkeit damals legal war und überall Turniere gespielt werden konnten. Durch den Einwand der Casinos, welche befürchteten, dass ihnen Einnahmen entgingen, wurde das Pokerspiel schliesslich verboten und konnte nur noch im Geheimen oder online praktiziert werden. Die Casinos selber boten jedoch keine vernünftigen Turniere an. Während unserer Pokerzeit entwickelte sich die zweite Idee in mir: ich wollte unbedingt einmal im Leben an der Pokerweltmeisterschaft für Texas Hold’em, dem «World Series of Poker Main Event» (WSOP) in Las Vegas teilnehmen. Auf diese Idee kam ich, weil jedes Jahr im TV Sender Sport 1 (früher DSF) eine mehrteilige Zusammenfassung dieses Ereignisses bis zum glorreichen Sieger ausgestrahlt wurde. Das Schöne bei dieser Weltmeisterschaft ist, dass man sich nur durch etwas qualifizieren muss, nämlich Bargeld. Um genau zu sein, müssen pro Spieler USD 10’000$ einbezahlt werden.

Zwei von drei Zutaten für meine Reise in die USA waren nun vorhanden: der Traum der Sonnenfinsternis und der Traum von der Pokerweltmeisterschaft. Die dritte Zutat war meine Frau Angelika, welche ich vor fünf Jahren über eine Partnervermittlung im Internet kennengelernt hatte. Ich hatte sie schnell mit dem Pokervirus infiziert und dank ihrem Talent wurde sie zu einer sehr guten Spielerin. Für die Teilnahme an der WSOP brauchte ich bei ihr keine grosse Überredungskunst, sie sagte spontan zu!

Es blieben noch zwei Hürden: 20’000$ für unsere beiden BuyIns und die Genehmigung für sieben Wochen Ferien bei unseren Arbeitgebern. Da wir unseren Ferienwunsch mehr als ein Jahr im Voraus einreichten, blieb in unseren Firmen genügend Zeit, sich auf unsere Abwesenheit vorzubereiten. Wir erhielten also beide die Bewilligung für die lange Auszeit. Damit auch alles mit den Finanzen klappte, hatten wir vier Jahre zuvor begonnen, CHF 800 pro Monat auf ein Sparkonto einzuzahlen. In den letzten eineinhalb Jahren erhöhten wir diesen Betrag auf CHF 950. So hatten wir schlussendlich ein Budget von gut CHF 40’000 zur Verfügung.

In Bezug auf die konkrete Planung beschränkten wir uns auf die folgenden drei Punkte:

-Flug nach Las Vegas inklusive Rückflug für zwei Personen (ca. CHF 2’800)
-Eine Woche im Rio All Suits (Austragungsort der WSOP), Las Vegas für zwei Personen (ca. CHF 700)
-Sieben Wochen Automiete der Oberklasse (ca. CHF 2’500)

Dies waren die Daten unserer Abreise:

Abreise Bad Ragaz: Freitag, 7.7.2017 5:15
Abflug Zürich: 8:15
Ankunft Las Vegas: 7.7.2017 14:40 (Ortszeit)

Etwas fehlte noch: unser ehemaliger Nachbar und Freund Peter Hoffmann hatte sich vor knapp einem Jahr ebenfalls dazu bereit erklärt, an der WSOP teilzunehmen und die ersten zwei Wochen mit uns zusammen zu reisen, nachdem wir alle aus dem Turnier waren. Wir reisten also zu dritt.

Nun konnte das Abenteuer losgehen. Und wie es losging: als erstes fehlte schon mal ein Koffer, der bei der Kontrolle hängen geblieben war…

Wir
Peter Hoffmann, Didi und Angelika Good in Zürich Flughafen vor dem Abflug

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